Call for Papers - German

 

 

3. INTERNATIONALE SCENARIO FORUM KONFERENZ 2024  

 > Präsenz in performativen Lehr-, Lern- und Forschungskontexten < 

School of Education, Trinity College Dublin, 9.–11. May 2024

Anlässlich der Scenario-Konferenz 2024 laden wir zu Beiträgen ein, die das Phänomen Präsenz in performativen Lehr-, Lern- und Forschungskontexten beleuchten.

Präsenz ist ein Eckpfeiler performativer Bildung, in der Formen des ästhetischen Ausdrucks einen zentralen Stellenwert haben (Schewe, 2013). Bei der Diskussion über die Sprachlehrer:innenausbildung stellt Even (2020) fest: „Präsent zu sein ist eine grundlegende Voraussetzung für jede Lehrperson, d.h. sie muss Intuition entwickeln, um entscheiden zu können, worauf es in einer bestimmten Lehr-/Lernsituation ankommt, und die Unvorhersehbarkeit von Lernprozessen akzeptieren" (S. 10).

In Performative in a Nutshell legt Schewe (2020) eine Liste von Begriffen vor, die sich auf die Buchstaben des Wortes PERFORMATIV beziehen. Dem ersten Buchstaben P ordnet er den Begriff Präsenz zu. In einer späteren Publikation wird das Akronym PERFORMATIV weiter verdichtet, wobei Präsenz mit ästhetischer Erfahrung in Verbindung gebracht und definiert wird als „ein Zustand erhöhten Bewusstseins, der häufig zu beobachten ist, wenn Darsteller:innen, Lehrer:innen und Kinder im Spiel vertieft sind. Es handelt sich um einen Zustand erhöhter Aufnahmebereitschaft, in welchem die Umsetzung von Ideen in konkretes Handeln begünstigt wird“ (Piazzoli & Schewe, 2023, S. 79). 

Wenn man davon ausgeht, dass performative Präsenz das Engagement von Lehrenden und Lernenden fördern kann, in welcher Weise kann dann speziell im Sprachunterricht ein Gespür für Präsenz kultiviert werden? Mit welchen Herausforderungen und unterrichtlichen Dynamiken ist das verbunden und in welcher Weise zeigt sich und wirkt Präsenz? Wie Coonfield und Rose (2012) betonen, entsteht und gedeiht Präsenz mittels der Energie, die zwischen Darsteller:innen, Text und Publikum erzeugt wird.

So lässt sich Präsenz nicht als eine individuelle Eigenschaft verstehen, sondern vielmehr als ein Phänomen, das aus der sich zwischen Lehrenden, Lernenden und Text vollziehenden Dynamik entsteht. Folglich kann immer dann von Ko-Präsenz (Fischer-Lichte, 2008) die Rede sein, wenn eine ästhetische Synergie zwischen allen sozialen Akteur:innen im Klassenzimmer erzeugt wird. 

Vor vierzig Jahren rief Greene (1984) Pädagog:innen dazu auf, die Kunst der Gegenwärtigkeit zu kultivieren, um wachsam zu sein für das, was sich im Unterrichtsgeschehen von Moment zu Moment ereignet. Was bedeutet das für die aktuelle Bildungslandschaft von heute, die postpandemischen, hybriden Einflüssen ausgesetzt ist? Als Pädagog:innen können wir nicht davon ausgehen, dass Präsenz selbstverständlicher Teil des Unterrichtsgeschehens ist, wenn wir mit anderen einen Raum teilen und uns darin körperlich bewegen; auch ist wohl davon auszugehen, dass Präsenz in Online-Bildungsräumen kultiviert werden kann, wie Ucok-Sayrak und Brazelton (2022) argumentieren. 

Wir laden Beiträger:innen dazu ein, ihre Perspektiven auf komplexe Erscheinungsformen von Präsenz zu präsentieren. Diese können sich auf die Bereiche Sprachlehrer:innenausbildung (Even, 2020; Schewe, 2020), ästhetische Bildung (Greene, 1984), Theater- und Performancestudien (Barba, 1995; Fischer-Lichte, 2008, 2012, 2023), Online-Lehren und -Lernen (Juncan, 2022; Ucok-Sayrak & Brazelton, 2022;), Philosophie (Gumbrecht, 2004; Nancy, 2022), Angewandte Linguistik, Psycholinguistik oder auch andere Bereiche beziehen.

Wir freuen uns über Beiträge von Wissenschaftler:innen, Ausbildner:innen von Lehrpersonen, Lehrer:innen sowie Künstler:innen und Praktiker:innen, die kunstbasierte Disziplinen und professionelle Praxisfelder repräsentieren. Als Formate kommen 20-minütige Vorträge, 90-minütige Workshops, Kurzfilme, Performances und Posterpräsentationen in Frage (auch hier nicht aufgeführte Formen können berücksichtigt werden), die einen oder mehrere der folgenden Aspekte untersuchen:

  • Präsenz, Körper und Sprachen lehren und lernen
  • Kultivierung von performativer Präsenz in der Sprachlehrer:innenausbildung
  • Anwesenheit, Akzent und Stimme
  • Präsenz beim kreativen Schreiben und Aufführen von Texten
  • Präsenz in der mehrsprachigen Erziehung
  • Präsenz in verschiedenen schulischen/universitären Fächern
  • Präsenz in digitalen Räumen: Herausforderungen und Chancen
  • Präsenz in den darstellenden Künsten, einschließlich Theater, Musik, Film, Tanz
  • Ko-Präsenz und Improvisation
  • Präsenz, Verletzlichkeit und Identität

Einreichungen sind in englischer, deutscher oder italienischer Sprache möglich und sollten aus einem Abstract (max. 250 Wörter) und einem kurzen Lebenslauf (max. 75 Wörter) bestehen. Bitte senden Sie uns Ihren Vorschlag bis zum 30. Oktober 2023, indem Sie ein Formular ausfüllen, das Sie hier finden. Das Auswahlgremium wird die ausgewählten Beiträger:innen sobald wie möglich nach Ablauf der Frist benachrichtigen. Es ist vorgesehen, dass die ausgewählten Beiträge – nach Sichtung durch das Scenario Redaktionsteam und einem 'Blind Peer-Review' –entweder in der Zeitschrift SCENARIO oder in der SCENARIO-Buchreihe veröffentlicht werden. Einzelheiten über das SCENARIO PROJEKT, einschließlich Informationen über frühere Symposien, Kolloquien und Konferenzen finden Sie unter http://scenario.ucc.ie. Aktuelle Informationen zu unserer internationalen Scenario Forum Konferenz 2024 finden Sie hier.

Die Konferenz wird von der School of Education, Trinity College Dublin, organisiert. Organisationsteam: Erika Piazzoli (Trinity College Dublin), Dragan Miladinović, Manfred Schewe, Fionn Woodhouse (University College Cork), Susanne Even (Indiana University, Bloomington), Fiona Dalziel (University of Padua), Eucharia Donnery (Soka University, Tokyo).

 

Bibliografie

Barba, E. (1995). The paper canoe: A guide to theatre anthropology (R. Fowler Trans.). Routledge. 

Coonfield, G., & Rose, H. (2012). What is called presence. Text and Performance Quarterly, 32(3), 192-208. https://doi.org/10.1080/10462937.2012.691309  

Even, S. (2020). Presence and unpredictability in teacher education. Scenario: A Journal for Performative Teaching, Learning, Research, 14(1), 1-10. https://doi.org/10.33178/scenario.14.1.1   

Fischer-Lichte, E. (2008). The transformative power of performance: A new aesthetics. Routledge. https://doi.org/10.4324/9780203894989  

Fischer-Lichte, E. (2012). Appearing as embodied mind-defining a weak, a strong and a radical concept of presence. In G. Giannachi, N. Kaye & M. Shanks (Hrsg.), Archaeologies of presence (S. 103-118). Routledge. 

Fischer-Lichte, E. (2023). Aesthetic knowledge and aesthetic experience. In E. Fischer-Lichte, T. Jost, M. Kosic & A. Schenka (Hrsg.), Performance Cultures as Epistemic Cultures, Volume I (S. 101-125). Routledge. https://doi.org/10.4324/9781003372837-7 

Greene, M. (1984). The art of being present: Educating for aesthetic encounters. Journal of Education, 166(2), 123-135. https://doi.org/10.1177/002205748416600203  

Gumbrecht, H. U. (2004). Production of presence: What meaning cannot convey. Stanford University Press. https://doi.org/10.1515/9780804767149  

Jucan, I. B. (2022). Digitally live: Performative presence in times of Covid-19. Performance Paradigm, 17, 24-48. 

Nancy, J. L. (2022). The birth to presence. Stanford University Press. 

Piazzoli, E. & Schewe, M. (2023). Arts education in Ireland: Visions of a performative teaching, learning and research culture. Journal de recherche en éducations artistiques1, 72-83. https://doi.org/10.26034/vd.jrea.2023.3586 

Schewe, M. (2013). Taking stock and looking ahead: Drama pedagogy as a gateway to a performative teaching and learning culture. Scenario: A Journal for Drama and Theatre in Foreign and Second Language Education, 7(1), 5-27. https://doi.org/10.33178/scenario.7.1.2 

Schewe, M. (2020). Performative in a nutshell. Scenario: A Journal for Performative Teaching, Learning, Research, 14(1), 103-110. https://doi.org/10.33178/scenario.14.1.7 

Ucok-Sayrak, O., & Brazelton, N. (2022). Regarding the question of presence in online education: A performative pedagogical perspective. Educational Philosophy and Theory, 54(2), 131-144. https://doi.org/10.1080/00131857.2021.1880389 

 

SCENARIO

Department of German & Department of Theatre – University College Cork

Scenario Editorial Office, Department of German, Alfred O'Rahilly Building, Main Campus, University College Cork,

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